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„Fuocoammare“ – Das Meer steht in Flammen

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Foto: freepik.com

BERLIN (KOBINET) Im italienisch-französischen Wettbewerbsbeitrag bei der Berlinale "Fuocoammare" erzählt Regisseur Gianfranco Rosi vom Leben des 12jährigen Samuele, Sohn einer Fischerfamilie. Ein Junge, der die Schule nicht mag und lieber mit seinem Freund auf der Insel umherstreift. Sie spielen Krieg, wenn sie draußen die Marineboote im Einsatz sehen. Was die Marine dort macht, das wissen sie nicht. Ihre Insel heißt Lampedusa.

Wenn es stürmt, können die Fischer nicht raus. Ihre Ehefrauen rufen dann beim örtlichen Radiosender an, wünschen sich traurige Lieder und besseres Wetter für ihre Männer.

Wenn es stürmt auf Lampedusa, kommen Nacht für Nacht Boote mit Flüchtlingen an. Die Funker nehmen die Hilferufe entgegen, erhalten sie keine Koordinaten und finden die Suchscheinwerfer der Marine in der schwarzen See die Boote nicht, können sie am anderen Tag nur noch Wracks und Leichen bergen. Nacht für Nacht.

Das Leben der Fischer und die Welt der Geflüchteten bleiben voneinander getrennt. Nur der behandelnde Inselarzt kennt beide Wirklichkeiten; er sieht Menschen, die kaum Überlebenschancen haben, Frauen, die ihre ungeborenen Kinder verlieren, er obduziert die Leichen. Er ist fassungslos, wie Europa mit dieser täglichen Tragödie umgeht.

In Rosis dokumentarischem Film gibt es keine reißerischen Off-Texte. Keine Kamera macht aus Menschen Protagonisten. Keine Kamera entpersonalisiert den Einzelnen, indem sie ihn in einer Menschen-Massen-Bewegungen verschwinden lässt. Keine Kamera schont uns.

In diese Zeit, in der mit der Idee Europa auch unser bisheriges sozialstaatliches Handeln, die Werte einer offenen Gesellschaft und bürgerrechtliche Standards auf dem Prüfstand stehen, hat Rosi mit sachlichen Bildern ein, sein lautes Plädoyer gestellt: Für mehr Menschlichkeit. Man traut es sich kaum mehr zu sagen.